Ilmenauer SV beweist Courage gegen SC Suhl

Am ersten Spieltag der neuen Saison in der Thüringenliga empfingen die Ilmenauer Schachfreunde am vergangenen Sonntag die Gäste aus Suhl, die bis auf ihren Stammspieler Wolfgang Feld-Gerdes an Brett 2 mit ihrer nominellen Bestbesetzung antraten. Dem gegenüber gestaltet sich die personelle Situation für den Ilmenauer SV in der neuen Saison schwierig. Durch die Vereinswechsel der beiden Stammspieler GM Thomas Pähtz zum TSV Bindlach Aktionär und Uwe Mehlhorn zur SG BW Stadtilm fehlen dem Ilmenauer SV zwei wichtige Leistungsträger der ersten Mannschaft, wodurch im Gegensatz zu den Aufstiegsambitionen der letzten Saison nunmehr der Klassenhalt in der Thüringenliga das vordergründige Ziel in dieser Saison sein dürfte. Die personelle Situation der ersten Mannschaft wurde am vergangenen Sonntag zusätzlich durch den Umstand verschärft, dass sowohl Aleksey Sukaylo als auch Axel Möller verhindert waren. Daher stießen zu den Stammspielern Sebastian Zehnter, Kristoffer Falk, Albrecht Töpfer und Patrick Rempel an den Brettern 1 bis 4 aus der zweiten Mannschaft Steffen Ortlepp, Torsten Michael, Wolfgang Brandt und Joachim Lehmann an den Brettern 5 bis 8 hinzu. Mit diesem Aufgebot waren die Ilmenauer Schachfreunde den Gästen aus Suhl nominell unterlegen, doch der Wahrheitsgehalt dieser Statistiken wird bekanntlich an dem Ergebnis an den einzelnen Brettern gemessen. So entwickelte sich zu Beginn ein spannendes Duell zwischen beiden Mannschaften. Nach zweieinhalb Stunden fielen die ersten Entscheidungen. Joachim Lehmann konnte mit Weiß gegen seinen um 100 DWZ-Punkte stärkeren Gegner Ralph Will einen für den Torre-Aufbau typischen, vielversprechenden Angriff am Königsflügel initiieren, doch leider wurde dieser durch einen Durchbruch im Zentrum beantwortet, wodurch die Koordination der weißen Figuren verloren ging und die resultierenden Drohungen gegen seinen König nur unter Inkaufnahme eines Materialverlustes zu parieren waren. Patrick Rempel spielte mit Weiß an Brett 4 gegen Andre Eichelmann in einem Abspiel der Englischen Partie groß auf und konnte seine gute Spielanlage durch zwei sehenswerte Räumungsopfer gegen den unrochierten König krönen und den verdienten Ausgleich für die Ilmenauer Schachfreunde herstellen (siehe Partie). Angespornt von dieser überzeugenden Leistung konnte Torsten Michael an Brett 6 mit Weiß zur Überraschung seiner Mannschaftskollegen in einem seltenen Abspiel der skandinavischen Verteidigung in einer ausgeglichenen Stellung plötzlich eine Leichtfigur gegen zwei Bauern gewinnen, wodurch der Sieg zur 2:1 Führung nur eine Frage der Technik war. An Brett 5 opferte Steffen Ortlepp mit Schwarz gegen Stefan Koch in einem ruhigen Abspiel der Grünfeld-Indischen-Verteidigung einen Bauern, um druckvolles Spiel gegen den weißen Damenflügel zu erhalten. Doch Stefan Koch gab geschickt den Bauern zurück und führte eine Vereinfachung der Stellung durch den Abtausch mehrerer Figuren herbei, wodurch das entstehende Endspiel mit Turm, Springer und mehreren Bauern auf beiden Seiten nicht mehr zu gewinnen war und folglich in ein Unentschieden mündete. Kurze Zeit später einigten sich Sebastian Zehnter und Michael Recknagel an Brett 1 in einer komplizierten Position in der modernen Variante der italienischen Partie auf ein Remis. Nach knapp dreieinhalb Stunden Spielzeit musste Wolfgang Brandt der Erfahrung seines knapp 200 DWZ-Punkte stärkeren Gegners Christian Fuhrmann Tribut zollen. Obgleich er mit Schwarz in der Königsindischen Verteidigung ebenbürtig um Vorteil kämpfte, traf er in der Zeitnotphase eine falsche Entscheidung, die ihm wenige Züge später um den verdienten halben Punkt und Suhl den Ausgleich zum 3:3 brachte. An Brett 2 konnte Kristoffer Falk mit Weiß in der Damenindischen Verteidigung durch eine Unachtsamkeit von Jörg Silberschlag dessen Dame gegen einen Turm und einen Springer gewinnen. Bedingt durch die Zeitnotphase fand er jedoch nicht die druckvollsten Züge um eine Koordination der schwarzen Figuren zu verhindern, wodurch es seinem Gegner gelang, eine Verteidigungsstellung mit seinen Figuren einzunehmen, die nicht zu überwinden war – Remis. Somit lag es an Albrecht Töpfer an Brett 3 gegen Axel Berghof mit den Schwarzen Steinen den möglichen Sieg für die Ilmenauer Schachfreunde unter Dach und Fach zu bringen. Nachdem er bereits in der Eröffnungsphase im sizilianischen Flügelgambit einen Bauern gewinnen konnte, konnte er einen weiteren Bauern in den aus dem weiteren Spielverlauf resultierenden Verwicklungen erobern. Um seinem Kontrahenten jegliche Angriffschancen zu nehmen, tauschte er geschickt die Damen und eine Leichtfigur, wodurch er in ein gewonnenes Doppelturmendspiel abwickeln und durch eine souveräne Technik den vollen Punkt erzielen konnte. Durch diesen insgesamt verdienten 4,5 – 3,5 Sieg gegen den SC Suhl konnten sich die Ilmenauer Schachfreunde zwei wichtige Mannschaftspunkte gegen den Abstieg sichern. Am nächsten Spieltag am 22.10.2017 sind die Ilmenauer bei Medizin Erfurt zu Gast, bei dem sich die erste Mannschaft des Ilmenauer SV erneut unter Beweis stellen muss.

Die erste Mannschaft des Ilmenauer SV beim ersten Spieltag gegen den SC Suhl (v.h. v.l.n.r.):
Torsten Michael, Joachim Lehmann, Wolfgang Brandt, Sebastian Zehnter, Patrick Rempel,
Kristoffer Falk, Steffen Ortlepp und Albrecht Töpfer

Die Partie des Tages


 

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