Ein bisschen Glück gehört zum Spiel – knappe Niederlage zum Saisonauftakt in Erfurt

Zum 1. Punktspiel der neuen Saison reisten die Ilmenauer Schachspieler am Wochenende zu Medizin Erfurt. Ilmenau spielt nach dem Aufstieg in der letzten Saison nun wieder in der höchsten Thüringer Spielklasse, der Thüringenliga, währenddessen Medizin Erfurt nach 6 Jahren in der Oberliga nun auch wieder dort spielt. Die Ausgangslage schien nicht sonderlich vielversprechend, konnte Erfurt doch im Schnitt 150 Wertungspunkte pro Spieler mehr vorweisen. Entscheidend jedoch ist immer auch die Tagesform, die einen solchen Spielstärkeunterschied mehr als ausgleichen kann.

So stand nach 3 Stunden das erste Remis am Spitzenbrett durch Sebastian Zehnter zu Buche. Der spielte eine ihm wohlbekannte Sizilianisch-Variante, konnte aber nach einer selten gespielten Fortsetzung des Gegners nichts Nennenswertes aus der Stellung herausholen.

Ihm folgte an Brett 5 Arwid Rauch, zum Bedauern zu Gunsten des Gegners. Arwid, mit besserer Stellung und Angriffsposition, übersah eine taktische Wendung, die gleich eine Figur kostete.

Etwas glücklich gewann Stefan Schenk seine Partie an Brett 3, nachdem die Gegnerin viel Bedenkzeit aufwenden musste, um den drohenden Königsangriff abzuwehren. Das gelang ihr auch und die entstandene Position wäre verloren gewesen, hätte ihr nicht der Blättchenfall einen Strich durch die Rechnung gemacht. 1,5 : 1,5 der Zwischenstand.

Als dann aber die Zeitkontrolle nahte, konnte Erfurt seinen Vorsprung ausbauen. Bei Steffen Ortlepp, am 4. Brett spielend, entschied ebenfalls die Schachuhr die Partie, wenngleich die Stellung nicht mehr zu retten war. Steffen hätte auf die Komplikationen nach einem von der Theorie empfohlenen Qualitätsopfer eingehen müssen, so wurde er im Zentrum vom Gegner „überrollt“.

Auch der erstmals an Brett 7 für Ilmenau spielende Erik Skopp schreckte vor den 500 zusätzlichen Wertungspunkten seines Gegners nicht zurück. Nach holprigem Start in einer selten gespielten Eröffnung drohte gleich eine Figur verloren zu gehen, Erik konnte dies aber dann doch noch verhindern und dem Gegner im Mittelspiel gut entgegenhalten, doch im Endspiel zeigte sich dann dessen höhere Spielstärke. Damit war Erfurt mit 2 Zählern in Führung gegangen, und die Ilmenauer Hoffnungen ruhten auf den letzten 3 noch verbliebenen Brettern.

Die konnte Frank Richter, an Brett 8 spielend, auch erfüllen, als er seinem wesentlich stärker eingestuften Gegner ein Remis abrang, woran beim Blick auf die Stellung ein paar Züge zuvor niemand so recht geglaubt hatte. Einige Kiebitze sahen kurz vor Schluss sogar noch Siegchancen, doch die nachfolgende Analyse konnte das am Ende gerechtfertigte Remis bestätigen.

Dann, nach über viereinhalb Stunden Spielzeit, konnte Torsten Michael an Brett 6 nach dem Erspielen eines Materialvorteils im Mittelspiel die Partie (siehe unsere Beispielpartie) sicher für sich entscheiden und den vollen Punkt für Ilmenau einfahren. Hier wurde deutlich, dass die eingangs erwähnte Tagesform entscheidend ist, und auch scheinbar übermächtige Gegner geschlagen werden können.

Nun ruhten alle Hoffnungen auf Ainur Ziganshin an Brett 2, welches dicht von den Mannschaftskameraden umringt war. Gegen seinen ebenbürtigen Gegner wickelte er sauber in ein Bauernendspiel mit Läufer gegen Springer ab. Sehenswert das Manöver, wie dem Springer so langsam die Züge ausgingen, währenddessen der Läufer immer noch welche hat (man sagt im Fachjargon „austempieren“), sodass der volle Punkt für Ilmenau greifbar nahe schien. Doch im Schach ist es so, dass selbst kleine Unachtsamkeiten gnadenlos bestraft werden, und sich die „Arbeit“ der vorangegangenen Stunden auf einen Schlag im Nichts auflösen kann. Mit „Arbeit“ ist die Konzentration über die vollen 5 Stunden auf höchstem Niveau gemeint – eine beachtliche Leistung! Und so konnte der Gegner eine minimale Unachtsamkeit nutzen, die Partie mit einer Taktik doch noch ins Remis zu retten.

Damit stand die knappe 3,5 : 4,5 Niederlage fest. Im nächsten Spiel Anfang November erwarten die Ilmenauer zu Hause mit Liebschwitz eine weitere ehemalige Oberligamannschaft.

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